Der Angriff des Verschwindenlassens unter Haft ist eine der Angriffsmethoden der herrschenden Klassen gegen die soziale Opposition, um ihre auf Ausbeutung und Unterdrückung basierende Macht zu erhalten. Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, die sich gegen Unterdrückung, Ausbeutung, Armut, Gewalt gegen Frauen, Natur- und Klimazerstörung, Rassismus, Krieg und Aufrüstung wehren, die Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit fordern, werden von staatlichen Kräften oder ihnen nahestehenden paramilitärischen Banden entführt, in der Haft zu Tode gefoltert und ihre Leichen heimlich irgendwo vergraben.
Diese schmutzige Methode, die in vielen Ländern der Welt – vom faschistischen Hitler-Deutschland bis Lateinamerika, von der Türkei bis Sri Lanka, von Pakistan bis Irak, von Syrien bis Kolumbien, von Mexiko bis Belutschistan und von Ägypten bis Marokko – angewandt wurde und in einigen Ländern immer noch angewandt wird, dient dazu, Unruhe, Unsicherheit und Angst in der Gesellschaft zu erzeugen, indem Menschen, die sich aktiv gegen das System der Unterdrückung und Ausbeutung wehren, unter Haft verschwinden gelassen werden und so die gesellschaftliche Opposition zum Schweigen gebracht wird.
Der Angriff mit dem Verschwindenlassen ist auch ein Angriff auf den organisierten Kampf der Arbeiter:innenklasse. Die direkte oder indirekte Verantwortung der internationalen Monopole in vielen Ländern für diese Angriffe zum Zwecke exzessiver Profite ist durch zahllose Beispiele belegt.
In Ländern, in denen Angehörige von Verschwundenen, Menschenrechtsorganisationen, fortschrittliche und revolutionäre Kräfte durch gemeinsamen Kampf eine soziale Opposition gegen diesen Angriff des Staates entwickelt haben, konnte dieser Angriff in erheblichem Maße zurückgeschlagen werden. Der jahrelange Kampf der Mütter der Plaza de Mayo in Argentinien und der entschlossene Kampf der Samstagsmütter in der Türkei sind in dieser Hinsicht lehrreich.
Trotz intensiver Bemühungen ist das Schicksal der überwiegenden Mehrheit der Verschwundenen noch immer nicht aufgeklärt worden. Das liegt daran, dass die Staaten, die diesen Angriff verübt haben, dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit vertuschen und die Täter mit dem Panzer der Straflosigkeit schützen.
Deshalb ist es wichtig, den weltweiten Kampf um die Aufdeckung des Schicksals der Verschwundenen und die Verfolgung der Verantwortlichen fortzusetzen.
In der Türkei gehen die Demonstrationen der Samstagsmütter in Istanbul, die die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen und die Verfolgung der Täter fordern, in die 946ste Woche. Die faschistische Erdoğan-Diktatur hat die Samstagsmütter, die jede Woche auf den Galatasaray-Platz kommen, blockiert und inhaftiert, obwohl das Verfassungsgericht (AYM) entschieden hat, dass diese Aktion nicht verboten werden kann. Als ICAD protestieren wir gegen die Inhaftierung der Samstagsmütter und bekunden unsere Solidarität mit ihrem ehrenvollen Kampf.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass das Schicksal der Verschwundenen überall auf der Welt aufgedeckt wird und dass die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt werden.
Während der Internationalen Wochen gegen das Verschwindenlassens unter Haft (17.-31. Mai) ruft ICAD alle Menschen dazu auf, auf die Straße zu gehen, um die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen unter Haft einzufordern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir werden die unter Haft Verschwundenen nicht vergessen und wir werden nicht zulassen, dass sie vergessen werden.
ICAD Internationales Büro